Poing bei München, 18. August 2025. In der Fördertechnik spielen Fördergurte eine zentrale Rolle für einen sicheren und effizienten Materialfluss. Entscheidend für ihre Leistungsfähigkeit ist die fachgerechte Verbindung der Gurtenden, das sogenannte „Splicing“. Ob mechanisch, kalt geklebt oder vulkanisiert: Die Qualität dieser Endlosverbindung trägt maßgeblich zur etriebssicherheit, Wartungsfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit einer Förderanlage bei. Henryk Myrzik ist seit knapp 19 Jahren bei REMA TIP TOP Experte für Fördertechnik. Im Interview erklärt er die wichtigsten Aspekte rund um professionelle Gurtverbindungen und gibt Einblicke in bewährte Verfahren.
Herr Myrzik, was versteht man unter „Splicing“ bei Fördergurten?
MYRZIK: Als „Splicing“ bezeichnet man eine besonders hochwertige Technik zum Verbinden von Fördergurten. Sie kommt zum Einsatz, wenn ein neues Förderband installiert wird oder ein schadhafter Bereich ersetzt werden muss. Die Art des Fördergurtes bestimmt dann, welches Verbindungsverfahren angewendet wird. Vielleicht zwei Beispiele: Bei Stahlseilgurten ist die Heißvulkanisation die Methode, um zwei Gurtteile sicher zu verbinden. Bei Gewebegurten mit mehreren Lagen kann dagegen auch ein Kaltverfahren angewendet werden.
Das Ziel beider Verfahren besteht darin, eine gleichmäßige Dicke der Gurtstruktur über die gesamte Länge hinweg zu gewährleisten. Dadurch wird die mechanische Belastung, beispielsweise durch Abstreifsysteme, im Förderprozess deutlich reduziert, sodass eine längere Lebensdauer der Gurtbänder und anderer Komponenten erzielt wird. Grundlage dafür sind sogenannte Stufen- oder Fingerverbindungen. Bei Fingerverbindungen greifen die vorbereiteten Enden der Gurtlagen ineinander – vergleichbar mit ineinander verschränkten Fingern zweier Hände. Durch das gegenläufige Aufeinanderlegen entsteht eine breite, stabile Verbindungszone, die eine besonders homogene Kraftübertragung ermöglicht.
Wie trägt ein fachgerecht ausgeführtes Verbindungsverfahren zur Sicherheit und Effizienz der Förderanlage bei?
MYRZIK: Ein fachgerechtes Verbindungsverfahren ist gleich in mehrfacher Hinsicht von Vorteil für die Sicherheit und Effizienz einer Förderanlage. Bei Schäden wie breiten Rissen muss nicht das komplette Förderband erneuert werden. Hier spart ein Einsatzstück nicht nur Kosten, sondern ist auch nachhaltig. Zudem beansprucht eine solche Reparatur in der Regel auch weniger Zeit. Das heißt, die Zeit, in der das Förderband nicht genutzt werden kann, ist kürzer als bei einer Neubestellung. Wichtig ist jedoch, dass die Verbindungen fachgerecht durchgeführt werden, denn bei einer schlechten Verbindung kann das Förderband reißen. In der Folge kann nicht nur Fördergut verloren gehen – es können auch Menschen und die Anlagenstruktur zu Schaden kommen.
Welche verschiedenen Verbindungsverfahren gibt es?
MYRZIK: Grundsätzlich gibt es drei Verfahren – die mechanische Verbindung, die Heiß- und die Kaltvulkanisation. Die mechanische Verbindung ist nur für eine temporäre Übergangslösung geeignet. Wir empfehlen die Heißvulkanisation oder die Kaltverbindung bzw. Verklebung. Bei der Heißvulkanisation werden Gurtenden mithilfe einer Vulkanisierpresse durch Hitze und Druck verbunden. Dieses Verfahren kann bei allen Gurtarten durchgeführt werden. Ausnahmen gibt es, wenn die Gurte sehr klein und eng sind, sodass keine Vulkanisierpresse verwendet werden kann. Dann ist die Kaltverbindung die richtige Wahl. Dabei werden zwei Gurtteile durch spezielle Klebstoffe miteinander verbunden. Wichtig ist hierbei, dass die Aushärtungszeiten streng eingehalten werden.
Wie lange dauert ein professionelles Verbinden von Fördergurten?
MYRZIK: Das ist natürlich stark abhängig von der Stärke und Breite des Gurtes, der Größe des Teams und den örtlichen Gegebenheiten. Bei größeren Verbindungen sind es etwa 24 Stunden, bei kleineren etwa vier Stunden. Dabei ist die Sauberkeit ein entscheidender Erfolgsfaktor, was natürlich im Umfeld von Förderbandanlagen nicht immer einfach ist. Im Durchschnitt dauert das Verbinden der Gurtenden bei solchen Anlagen etwa zwei Arbeitsschichten. In der ersten Schicht werden die Flächen vorbereitet, angeschliffen und gereinigt. In der zweiten Schicht können die Fördergurtenden dann zusammengesetzt und vulkanisiert werden.
Wie erkennt man eine qualitativ hochwertige Arbeit?
MYRZIK: Bei diesen Verfahren sind viel Erfahrung mit den unterschiedlichen Materialien sowie das richtige Material gefragt. Zudem müssen die vorgegebenen Verarbeitungs- und Aushärtungszeiten sehr genau eingehalten werden. Wenn beispielsweise die Temperatur beim Vulkanisieren nicht stimmt, können sich die Verbindungen bereits nach wenigen Wochen wieder
öffnen. Zudem erkennt man die Qualität daran, dass sich nach der Vulkanisation keine Blasen bilden.
Wie langlebig sind Gurtverbindungen?
MYRZIK: In der Regel halten die Verbindungen so lange wie der Gurt – also häufig acht Jahre. Wir testen unsere Verbindungsmaterialien fortlaufend im Labor auf ihre Qualität und die entsprechenden Normvorgaben. Unsere Ergebnisse liegen rund 40 Prozent über den Vorgaben der Norm, und unser Material ist im Vergleich zu anderen Herstellern länger lagerfähig. Da auf jeder Verbindung eine Kennzeichnung zu finden ist, an der abzulesen ist, wann und von wem diese erstellt wurde, kann das Alter der Verbindung jederzeit geprüft werden. Zudem unterstützt das MCUBE-System von REMA TIP TOP Anlagenbetreiber mit einem Live-Monitoring dabei, Schäden im besten Fall schon zu erkennen, bevor sie auftreten und Ausfälle verursachen.
Bietet REMA TIP TOP spezielle Kundenschulungen zum fachgerechten Verbinden von Fördergurten an?
MYRZIK: Ja, die Qualifizierung unserer Kunden ist uns sehr wichtig. Wir haben Teams, die weltweit vor Ort die Kunden dabei unterstützen, ihre Förderanlagen bestmöglich in Betrieb zu halten und somit nachhaltig und kostenorientiert zu wirtschaften. Wir bieten regelmäßig Schulungen direkt bei den Endkunden an, u. a. in Deutschland, im Nahen Osten, in Chile und auch in Brasilien. Zudem gibt es zwei feste Schulungsstandorte für Trainings in Polen: Für textile Gurte ist dies der Standort von COBRA Europe, Teil der REMA TIP TOP Gruppe, und für Stahlseilgurte finden die Schulungen bei der polnischen Vertretung REMA TIP TOP Service statt.