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Experten-Interview: Überzeugende Argumente für die Reifenreparatur - Wie Fachbetriebe möglichen Vorbehalten ihrer Kunden richtig begegnen
Poing bei München, 29. August 2022. Laut ADAC-Statistik 2022 steht der Reifenschaden auf Platz fünf der häufigsten Ursachen für Autopannen in Deutschland. Dabei muss nicht jeder defekte Reifen ersetzt werden, sondern kann durch professionelle Reparatur noch lange sicher im Einsatz bleiben. Das schont die Umwelt und das Portemonnaie des Besitzers, sagt Ludwig Ketzer, der sich beim Reifenreparatur-Spezialisten REMA TIP TOP seit fast 40 Jahren mit der Frage beschäftigt, wie sich die Lebensdauer von Pkw-Reifen durch Reparatur sicher und wirtschaftlich verlängern lässt. Im ersten Teil unserer Interview-Reihe erklärt er, welche typischen Vorbehalte und Irrtümer Verbraucher häufig davon abhalten, Reifen reparieren zu lassen und wie Fachbetriebe dem begegnen können.
Herr Ketzer, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit der Reparatur von Reifen. Welches sind die häufigsten Irrtümer und Vorbehalte, denen sie im Markt begegnen?
“Neuware ist in den Augen vieler Verbraucher immer noch mehr wert als reparierte Ware. Und das, obwohl wir beispielsweise bei gebrauchten und aufbereiteten Laptops die Erfahrung machen, dass diese qualitativ fast wie neu, aber dafür deutlich günstiger sind als neue Geräte. Auch das Vertrauen in die Reparatur von Autoreifen wächst, es ist jedoch noch viel Aufklärung nötig. Denn nicht selten hören Reifenfachbetriebe von ihren Kunden, man könne Pkw-Reifen nicht reparieren oder es lohne sich nicht. Im Zweifel greifen Autobesitzer lieber nach einem Satz Neureifen, auch wenn die alten noch mit wenig Aufwand repariert werden könnten. Reifenfachbetriebe sind gefragt, solchen Vorbehalten gegenüber Reparaturen mit guten Argumenten und vor allem mit professionellen Lösungen entgegenzuwirken.”
Können Sie ein Beispiel nennen, wo sich eine Reifenreparatur lohnen würde?
“Ein typischer Fall, der in Reparaturwerkstätten fast täglich vorkommt: Ein Autobesitzer ist in eine Schraube oder einen anderen spitzen Gegenstand gefahren - eine typische Stichverletzung in der Lauffläche. Der Schaden ist reparabel, weil die Ausdehnung maximal 6 mm im Durchmesser beträgt. Bei einem Restprofil von 50 % sind viele Fahrzeughalter eher skeptisch und neigen dazu, die Reifen zu ersetzen, d.h. sie müssen achsweise zwei Reifen neu kaufen. Bei einer Reparatur müssten sie dagegen nur einen einzigen Reifen reparieren lassen; das ist mit einer qualitativ hochwertigen Reparatur mit dem TÜV-zertifizierten MINICOMBI-System von REMA TIP TOP schnell und kostengünstig erledigt. Demgegenüber sind Neureifen nicht “mal eben” beschafft und montiert und zudem in der Regel je nach Reifengröße und Performance 80-100 € teurer als eine Reparatur.”
Reifenreparatur schont das Portemonnaie. Wie profitiert darüber hinaus die Umwelt, wenn Reifen, die “noch gut” sind, repariert werden statt sie gegen neue zu ersetzen?
“Hinsichtlich Umweltschutz stehen die Zeichen der Zeit eindeutig auf Weiterverwenden. Wenn Sie in Deutschland von etwa 4 Mio. Schäden an Pkw-Reifen jährlich ausgehen, von denen die Hälfte reparaturfähig und davon wiederum 75 % reparaturwürdig sind, dann sprechen wir von über 1,5 Mio. Neureifen, die pro Jahr allein in Deutschland durch Reparatur eingespart werden könnten. Bei 30 Liter Rohöl, die für die Herstellung eines Pkw-Reifens benötigt werden, liegt die Rohstoff-Ersparnis bei über 21 Mio. Liter pro Jahr. Ähnlich sieht es bei den CO2-Emissionen aus: Bei etwa 44 kg CO2, die nach unseren Berechnungen bei der Herstellung und Entsorgung eines Reifens entstehen, könnte man in Deutschland durch Reifenreparaturen jährlich über 32 Tausend Tonnen CO2 einsparen.”
Es gibt also sehr gute Gründe, Reifen reparieren zu lassen statt sie zu ersetzen. Vielen Dank für das interessante Gespräch Herr Ketzer!
Ludwig Ketzer ist Head of Global Product Management & Application AUT (Automotive) bei der REMA TIP TOP AG.